Tapas, Svadhyaya, Ishvara Pranidhana – Über Disziplin, Selbsterforschung und Hingabe
- Lisa Tichy
- vor 3 Tagen
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In diesem Sutra beschreibt Patañjali die fundamentalen Praktiken, die den Weg des Kriya Yoga ausmachen. Kriya Yoga ist eine Technik oder Praxis, die darauf abzielt, den Geist zu reinigen, das Bewusstsein zu erweitern und das innere Selbst zu erfahren. Laut Patañjali helfen diese drei Elemente – Tapas, Svadhyaya und Ishvara Pranidhana – den Praktizierenden dabei, die Hindernisse (Kleshas) zu überwinden, die das Erreichen von Samadhi, dem Zustand der vollendeten meditativen Versenkung, verhindern.
tapaḥ svādhyāy-eśvarapraṇidhānāni kriyā-yogaḥ "Kriya Yoga ist der praktische Weg des Yoga. Zu ihm gehören: Reinigung, Selbsterforschung und Hingabe an die Quelle aus der wir kommen." (YS 2.1)
Die drei Säulen des Kriya Yoga
1. Tapas (Disziplin und Askese)
Tapas kann als „geistige und körperliche Disziplin“ oder „Feuer der Entschlossenheit“ übersetzt werden. Es ist die Praxis der Selbstbeherrschung, der Ausdauer und des inneren Feuers, das uns dazu bringt, unser Ziel des Yoga auch in schwierigen Momenten nicht aus den Augen zu verlieren und trotzdem den Weg auf die Matte zu finden. Tapas bedeutet, sich regelmäßig zu üben, die eigene Komfortzone zu verlassen und sich der Herausforderung zu stellen, um innerlich zu wachsen.
Tapas im Alltag
Im täglichen Leben kann Tapas durch regelmäßige Praxis, sei es Meditation, Asanas oder andere spirituelle Disziplinen, gestärkt werden. Es geht darum, konsequent zu bleiben, auch wenn der Weg nicht immer einfach ist. Das kann auch durch die Entwicklung von Gewohnheiten geschehen, die uns bei der Arbeit an unseren Zielen unterstützen, wie z. B. das Setzen von klaren Intentionen und das Üben von Geduld und Ausdauer.

2. Svadhyaya (Selbststudium und Selbstreflexion)
Svadhyaya bedeutet „Selbststudium“ oder „die Praxis der Selbstreflexion“. Es geht darum, sich selbst zu verstehen und durch das Studium von heiligen Texten, Philosophien und durch Meditation tieferes Wissen über das eigene Selbst zu erlangen. Svadhyaya fördert die Fähigkeit, innere Blockaden zu erkennen und anzunehmen, was uns ermöglicht, uns von unnötigen Verhaftungen und falschen Identifikationen zu befreien. In der Yogapraxis ist es die Einladung dich in jeder Haltung ganz bewusst zu beobachten: Wie fühle ich mich? Welche Gedanke, Gefühle und Emotionen zeigen sich?
Svadhyaya im Alltag
Im praktischen Leben kann Svadhyaya als regelmäßige Praxis des Selbstreflexion verstanden werden. Dies kann durch Tagebuchschreiben, Meditation, die Beschäftigung mit spirituellen Texten oder das Hinterfragen von eigenen Gedanken und Gewohnheiten geschehen. Es geht darum, sich selbst immer wieder zu hinterfragen und den Weg zu einem tieferen Verständnis der eigenen Bedürfnisse, Wünsche und Ängste zu finden.
3. Ishvara Pranidhana (Hingabe an das Höchste, Gott oder das Universum)
Ishvara Pranidhana bedeutet „Hingabe an Ishvara“, wobei Ishvara als das Höchste, Göttliche oder Universelle Prinzip verstanden wird. Diese Praxis beinhaltet das Vertrauen in eine höhere Macht oder den göttlichen Plan und die Bereitschaft, das eigene Ego und den Willen dem größeren Ganzen zu übergeben. Es ist die Praxis der bedingungslosen Hingabe und des Loslassens, um zu erkennen, dass es mehr gibt als das eigene Ich.
Ishvara Pranidhana im Alltag
Ishvara Pranidhana kann durch das Vertrauen in das Leben und das Akzeptieren von Herausforderungen als Teil des größeren Plans angewendet werden. Es kann sich in einer regelmäßigen spirituellen Praxis manifestieren, die dem Gebet, der Meditation oder der stillen Reflexion über das Göttliche gewidmet ist. Der Praktizierende lernt, das Bedürfnis nach Kontrolle aufzugeben und in das Vertrauen zu gehen, dass alles, was geschieht, einen tieferen Sinn hat.
Wie kann ich diese Prinzipien praktisch leben?
Diese drei Prinzipien (Tapas, Svadhyaya und Ishvara Pranidhana) bilden die Grundlage für die Praxis des Kriya Yoga und können in verschiedene Lebensbereiche integriert werden:
Tägliche Disziplin und Routine (Tapas):
Etabliere eine feste Praxiszeit (Sadhana), sei es für Meditation, Yoga oder anderes. Sei diszipliniert und halte durch, auch wenn es mal schwierig wird. Deine Praxis wird durch konsequente Übungen gestärkt.
Selbstreflexion und persönliche Entwicklung (Svadhyaya):
Setze dich regelmäßig mit dir selbst auseinander, hinterfrage deine Gedanken und Emotionen und reflektiere über dein Verhalten. Verbringe Zeit mit Büchern und Quellen, die dich auf innerer Ebene wachsen lassen.
Vertrauen und Hingabe (Ishvara Pranidhana):
Praktiziere Vertrauen und Hingabe. Lass das permanente Kontrollieren los und akzeptiere, dass das Leben nicht immer nach deinem Plan verläuft. Gebe dich der gegenwärtigen Situation hin und vertraue darauf, dass es eine tiefere Ordnung gibt.
Fazit - Tapas, Svadhyaya, Ishvara Pranidhana
Yoga Sutra 2.1 lehrt uns, dass Kriya Yoga eine Kombination aus Disziplin, Selbstreflexion und Hingabe ist. Diese drei Prinzipien ermöglichen es uns, Hindernisse auf dem Weg zu innerem Frieden und spirituellem Wachstum zu überwinden. Indem wir Tapas, Svadhyaya und Ishvara Pranidhana in unser Leben integrieren, können wir nicht nur unsere Yoga-Praxis vertiefen, sondern auch zu einem bewussteren und erfüllteren Leben gelangen. Es ist ein kontinuierlicher Prozess, der Geduld und Hingabe erfordert – und genau darin liegt seine transformative Kraft.